Wie American Express bekanntgegeben hat, werden viele Läden und Restaurants in Europa in den nächsten Monaten deutlich weniger Gebühren abführen müssen als bisher. Betroffen von der Neuregelung sind Akzeptanzstellen in Deutschland, Großbritannien und Italien. „Das betrifft kleine und mittelständische Händler, die keiner Kette angehören“, erklärt Sonja Scott, Leiterin des Vertragspartnergeschäfts bei Amex, gegenüber der Wirtschaftswoche. Größere Ketten sind deswegen von der Neuregelung ausgenommen, weil sie sowieso bereits niedrige Gebühren bezahlen. Je größer die Marktmacht eines Unternehmens, desto besser die Verhandlungsposition mit Kreditkartenunternehmen. Auf Grund dessen bezahlen große Händler teilweise sogar weniger als ein Prozent Gebühren für jede Zahlungsabwicklung mit Kreditkarten.
Deutscher Mittelstand profitiert von der Neuregelung
Auch deshalb profitiert insbesondere der deutsche Mittelstand von den neuen Gebühren, die American Express erhebt. Während im Durchschnitt bislang 3,26 Prozent Gebühren erhoben wurden, wird dieser Wert nun deutlich sinken. Einzelhändler, die Kreditkarten von American Express akzeptieren, mussten bislang teilweise über vier Prozent Gebühren bezahlen. Mit der Neuregelung gibt es voraussichtlich eine Halbierung, die sich möglicherweise auch auf die Verbraucherpreise auswirken könnte. Visa und MasterCard haben gleichzeitig allerdings keine Gebührensenkung angekündigt. Die Gebühren der beiden größeren Wettbewerber liegen bei durchschnittlich 2,2 Prozent (Visa) und 2,4 Prozent (MasterCard).
American Express muss im Mittelstand Boden gutmachen
Der Vorstoß von American Express geschieht allerdings mit Kalkül, denn der Kreditkartenanbieter hatte zuletzt immer mehr Kunden an Visa und MasterCard verloren. Die Marktmacht in Europa schmolz zusammen, was nicht zuletzt daran lag, dass wenige mittelständische Anbieter Zahlungen mit Kreditkarten von American Express akzeptierten. Ob sich das auf Grund der Neuregelung nun ändern wird, steht noch nicht fest. Für viele Anbieter könnte die Akzeptanz von American Express-Karten sich zukünftig aber lohnen, da die Gebühren vereinzelt nun sogar deutlich unter denen von MasterCard und Visa liegen. Ein Novum, denn American Express galt weltweit nahezu immer als teuerster Anbieter, wenn es um Händlergebühren geht.
Vorstoß der Europäischen Union zeigt Wirkung
Verbraucher und Händler können sich auch freuen, weil sich zeigt, dass ein Vorstoß der Europäischen Union erste Früchte trägt. Die Parlamentarier beraten seit Monaten über eine Deckelung der Kreditkartengebühren für Einzelhändler und sogar bei Zahlungen zwischen Unternehmen. Im Gespräch war dabei eine Deckelung der Gebühren auf nur 0,3 Prozent. Das wäre ein Bruchteil dessen, was die Kreditkartenunternehmen momentan von den Händlern nehmen. Ob sich unter diesen Voraussetzungen ein Gesetz formen lässt, bleibt noch abzuwarten. Immerhin scheint der Vorstoß auf europäischer Ebene erste Früchte zu tragen. Die Gebührensenkung von American Express kommt im Übrigen nur wenige Wochen nach der Bekanntgabe von einer engen Partnerschaft mit Payback. Privatkunden können sich seitdem eine kostenlose American Express-Karte sichern. Bislang waren die Karten auch für die Kunden meist deutlich teurer als die von Wettbewerbern. American Express scheint einen neuen Weg zu gehen. Weg vom reichen Geschäftsmann, hin zur breiten Masse an Kunden.