Es ist schon fast eine beruhigende Nachricht: Die Deutschen neigen nicht zu hemmungslosen Überziehungen ihres Girokontos. Wie eine Studie herausgefunden hat, nutzt sogar nur jeder Fünfte überhaupt seinen Kontokorrentkredit, also die vereinbarte Kreditlinie für kurzfristige Überziehungen. Gerade einmal vier Prozent aller Deutschen - und damit weniger als jeder Zwanzigste - kann sich vorstellen, das Girokonto über die vereinbarte Kreditlinie hinaus zu überziehen. Solche Überziehungen haben zumeist deutlich höhere Sollzinsen zur Folge und können sogar zu einem negativen Schufa-Eintrag führen.
Giroschuldner sind durchschnittlich mit 1.043 Euro in der Miese
Erschreckend ist dagegen die Höhe der Verschuldung von Personen, die eine Überziehung des Kontokorrentkredits locker nehmen. Laut der genannten Studie stehen jene Schuldner bei ihren Banken mit durchschnittlich 1.043 Euro in der Kreide. In seltenen Fällen wird das Girokonto sogar um bis zu 10.000 Euro überzogen. Für Banken ist das oft ein Warnzeichen, sie bieten Kunden in solchen meist eine Umschuldung an. Das muss allerdings nicht immer der Fall sein, denn das Ausreizen der Kreditlinien bringt der Bank Vorteile. Ist nichts anderes vereinbart, nehmen manche Institute für solche Überziehungen bis zu 20 Prozent Zinsen. Ein fürstliches Geschäft für die Banken.
Durchschnittlich etwa zehn Prozent Überziehungszins
Auch bei geduldeten Überziehungen sind die Zinsen nicht gerade niedrig. Wenngleich manche Banken mittlerweile mit einstelligen Überziehungszinsen werben, sind die Zinsen im Durchschnitt noch bei zehn Prozent angesiedelt. Wie aus der Studie hervorgeht, waren es im Vorjahr allerdings noch 10,45 Prozent gewesen. Demnach sind die Zinsen im letzten Jahr leicht gefallen. Auch die Zuschläge für das Überschreiten der Kreditlinie sind gefallen. Durchschnittlich fallen extra Gebühren in Höhe von etwa 5,50 Prozent an. Im Durchschnitt müssen all diejenigen, die ihr Girokonto über die Kreditlinie hinaus überziehen, also etwa 15,50 Prozent Zinsen bezahlen. Eine Umschuldung ist bei diesen Sätzen mehr als ratsam.
Sinkende Dispozinsen und Wegfall der Strafzinsen
Die Studie zeigt für Schuldner allerdings auch Positives: In Zukunft könnte die Überziehung von Girokonten deutlich günstiger werden. Insbesondere die Direktbanken zeigen, wie es gehen könnte. Sie haben die Dispozinsen teilweise auf deutlich unter zehn Prozent gesenkt. Beispielsweise lockt die Deutsche Kreditbank (DKB) mit einem Dispozins von 7,9 Prozent. Die comdirect verlangt 9,1 Prozent pro Jahr. Die ING-DiBa und die 1822direkt zeigen sich derweil als Vorreiter in einem anderen Bereich. Sie haben die Strafzinsen für nicht-geduldete Überziehungen komplett abgeschafft. Entsprechend gibt es bei den beiden Direktbanken von nun an einen einheitlichen Zins, der bei allen Überziehungen gilt. Allerdings hat auch das einen Haken, denn die Banken legen zuvor fest, um wie viel das Konto überhaupt überzogen werden darf. Dadurch wird der Spielraum des Kunden geringer, wenngleich die Banken ihn somit vor einer höheren Verschuldung schützen. Ob die Vorstöße der Direktbanken auch die stationären Institute dazu bringen, ihre Zinsen zu senken oder die Strafzinsen gar komplett abzuschaffen, bleibt abzuwarten. Blickt man auf die Entwicklung der vergangenen Jahre zurück, können sich Anleger allerdings berechtigte Hoffnungen machen.