Sparkassen möchten Apple Pay einführen 20.11.2019

180-Wende: Ja zum US-Bezahldienst

Apple Pay ist seit Dezember 2018 offiziell in Deutschland verfügbar. Viele iPhone-Besitzer haben den Bezahldienst seitdem genutzt. Konkrete Nutzerzahlen gibt es aber leider nicht. Doch viele Deutsche sind bei Apple Pay dennoch außen vor. Denn viele Geldinstitute wollen bzw. wollten bisher nicht mit Apple zusammenarbeiten.

Bisher wollte das Unternehmen die NFC-Schnittstelle der eigenen Geräte nicht für Drittanbieter freigegeben. Inzwischen will der Sparkassenverband (und ganz nebenbei auch die Volks- und Raiffeisenbanken) Apple Pay doch einführen - sogar noch im Jahr 2019. 

+++ UPDATE (11/2019): Sparkassen veröffentlichen Infoseiten für Apple Pay ++++++

Die Sparkassen haben erste Informationsseiten für Apple Pay veröffentlicht. Demnach benötigen Kunden für die Nutzung des US-Bezahldiensts Folgendes: 

• Online-Banking
• Sparkassen-App
• pushTAN oder chipTAN
• Sparkassen-Kreditkarte oder Sparkassen-Karte Basis (Debitkarte)

Dass Sparkassen-Kunden ihre Kreditkarten von Visa und Mastercard noch dieses Jahr für Apple Pay nutzen können, ist schon länger bekannt. Mitte November wird nun langsam die Zeit dafür knapp. Aber der US-Techriese lässt sich von solchen Terminen ja bekanntlich nicht unter Druck setzen. Denn der deutschlandweite Start von Apple Pay fiel bekanntlich auf den 11. Dezember 2018 – also auch nur 20 Tage vor dem damaligen Fristende. 

Ganz nebenbei: Ihre girocard (Debitkarte) sollen die Kunden der Sparkassen übrigens 2020 für Apple Pay nutzen können. Der konkrete Zeitpunkt ist natürlich nicht bekannt. 

Übrigens hat der Bundestag ebenso erst vor ein paar Tagen beschlossen, dass Bezahldienste ihre Schnittstellen öffnen müssen. Apple müsste demnach seine NFC-Schnittstelle zugänglich machen. Das Thema ist unter dem Stichwort "Lex Apple Pay" bekannt geworden. Unklar ist aktuell aber, wie der US-Konzern darauf reagiert. 

+++ Update-Ende +++

Millionen Sparkassenkunden in Deutschland

Die Kooperation ist bzw. wäre eine große Sache. Denn die regional organisierten Sparkassen haben insgesamt eine mittelgroße zweistellige Millionen-Anzahl an Kunden im gesamten Land. Sie gelten besonders außerhalb der Städte neben den Volks- und Raiffeisenbanken (sind wie beschrieben auch in Verhandlungen mit Apple) als unangefochtener Marktführer. Apple erreicht durch die Kooperation mit Instituten wie der Hanseatic Bank, der DKB, der comdirect, N26 und der Fidor Bank viele iPhone-Nutzer in den Metropolen. Aber die Zusammenarbeit mit der Sparkasse würde Apple Pay eine ganz neue Zielgruppe ermöglichen. 

Wann genau die neue Kooperation starten wird, ist bislang noch nicht bekannt. Allzu lang müssen Sie sich als Sparkassen-Kunde aber nicht mehr gedulden. Noch nicht weiter kommuniziert wurde zudem, ob bei einer Einführung alle regionalen Sparkassen mit von der Partie sein werden.

Apple Pay mit Sparkassen-Girocard

Die neue Kooperation zwischen der Sparkasse und Apple Pay wird noch in anderer Hinsicht ein großer Schritt sein. Bislang ist Apple Pay nur in Verbindung mit einer Kreditkarte nutzbar. Das kann zum Beispiel eine kostenlose Kreditkarte von den oben genannten Instituten sein. Eine Nutzung mit einer (reinen) Girocard ist allerdings bei keiner der teilnehmenden Banken möglich. Dies soll sich laut der Sparkassen im Jahr 2020 ändern. 

Dann ist eine Verknüpfung einer Girokarte und Apple Pay möglich. Dadurch wird der Markt für die Mobile Payment weit geöffnet. Denn ein großer Teil der Sparkassen-Kunden hat keine Kreditkarte oder nutzt sich nicht aktiv. Demnach könnten nur wenige von der Zusammenarbeit profitieren. Die Kombination von Apple Pay und girocard würde hingegen dazu führen, dass viel mehr Deutsche den Bezahldienst nutzen könnten - zumindest solche mit Sparkassen-girocard und iPhone. 

Die Verbindung von Girokarte und Apple Pay würde möglicherweise auch die Akzeptanz erhöhen. Denn bislang kann Apple Pay meist dort eingesetzt werden, wo auch Kreditkarten akzeptiert werden. Sollten sich Sparkasse und Apple auf eine Zusammenarbeit rund um die Girokarte einigen, könnte bald die mobile Zahlung auch an girocard-Terminals möglich sein. Damit könnten Kunden und Mitarbeitern viel Zeit im Alltag sparen.

Banken haben Interesse an Apple Pay via Girocard

Dass sich die Sparkasse für Apple Pay in Verbindung mit der Girokarte einsetzt hat allerdings noch einen weiteren Grund. Es geht der Bankengruppe natürlich nicht (nur) um die große Zielgruppe für Apple Pay. Vielmehr profitiert die Sparkasse dabei auch auf der Kostenseite. Denn bei einer Kreditkartenzahlung kassieren Visa und Mastercard mit. Bei der girocard (einer Lösung der Deutschen Kreditwirtschaft) bekommen nur die Banken einen Anteil am jeweiligen Umsatz. 

Sollte die Verknüpfung von Girocard und Apple Pay also kommen, könnten andere Banken wohl bald folgen. Im Prinzip haben alle größeren Geldinstitute in Deutschland ein großes Interesse daran. Denn die Girokarte ist in Deutschland immer noch eines der wichtigsten Zahlungsmittel. So praktisch es also ist, Apple Pay schon heute in Verbindung mit einer kostenlosen Kreditkarte zu nutzen, könnte der Bezahldienst in wenigen Monaten auch mit einer Girokarte genutzt werden.

"Mobiles Bezahlen" wenig erfolgreich

Dass sich die Sparkassen nun doch mit Apple zusammenarbeiten wollen, ist auch ein Zeichen der Schwäche. Sowohl die Sparkassen als auch die Volks- und Raiffeisenbanken bieten eine eigene Mobile Payment-Lösung an. Diese wartet allerdings weiterhin auf den großen Durchbruch. Als Google Pay und Apple Pay in Deutschland gestartet sind, hieß es seitens der größten Bankenverbände in Deutschland entsprechend auch noch, dass eine Kooperation mit den US-Konzernen nicht geplant sei.

Dies hat sich deutlich schneller geändert, als manch einer gedacht hätte. Vermutlich dauert es nicht lange, bis mit den Volks- und Raiffeisenbanken auch noch ein weiterer wichtiger Partner für Apple und Google aufspringen wird. Man kann also gespannt sein, wie sich die Welt des mobilen Bezahlens in den nächsten Monaten entwickelt.